Geisterbahn

Trier, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts: Da ist die Familie Dorn, Sinti, die ein Schaustellerunternehmen leiten. Da ist Willi Torgau, der sich vor dem aufkommenden Unheil des Nationalsozialismus dem Kommunismus zuwendet. Und da ist die Familie Geisterbahn Blank, deren Oberhaupt ein strammer Nazi-Polizist ist. Schon bald geraten alle Familien in den Strudel der Geschichte: Die Dorns werden Opfer der "Zigeunergesetze", das heißt Zwangssterilisation, Zwangsarbeit, Deportation. Auch Willi Torgau und seine Familie leiden unter dem Nazi-Regime und bald darauf dem Krieg, während Vater Blank zum brutalen Schergen des Systems wird. Nach dem Krieg versuchen alle drei Familien, das Trauma auf ihre Weise zu bewältigen. Auch ihre Kinder, die gemeinsam in die Schule gehen und geprägt sind von der Welt ihrer Eltern. - Ursula Krechel, schon mit ihren anderen Romanen preisgekrönt, schreibt mit ihrer neuen Familiensaga Zeitgeschichte. In einem Stil, der auch die schlimmsten Gräuel ohne Pathos erzählt, spannend und farbig, und mit Protagonisten, die sie stimmig gestaltet, mit einer detailreichen und historisch exakten Handlung gelingt es ihr, ein Stück deutscher Geschichte unmittelbar erfahrbar zu machen. Dieser Roman leistet mehr an Vergangenheitsbewältigung als viele wissenschaftliche Studien. Wer ihn gelesen hat, wird die Personen nicht mehr vergessen. Und etwas nachdenklicher mit der deutschen Vergangenheit umgehen. Unbedingt zu empfehlen für jede Bücherei und Leser ab etwa 16 Jahren.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Geisterbahn

Geisterbahn

Ursula Krechel
Jung und Jung (2018)

638 S.
fest geb.

MedienNr.: 595300
ISBN 978-3-99027-219-0
9783990272190
ca. 32,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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