Die da
Als Ursula Krechel letztes Jahr den Deutschen Buchpreis für ihren Roman "Landgericht" erhielt, feierte die Illustrierte "Brigitte" sie als "Spitzenlyrikerin". Von ihr gibt es weit mehr als zehn Gedichtbände. Daraus besorgte sie selbst eine Auswahl unter dem kurzen Titel "Die da". Formal wie inhaltlich ganz verschiedene Texte zeigen die Bandbreite ihres Schaffens. So erleben wir die Dichterin z.B. in "Umsturz" als Frauenrechtlerin oder beim heiter-gelassenen Aussuchen inmitten eines Fliesengeschäftes ("Nämlich in solcher Spannung zu leben"), beim Spiel mit der Bedeutung von "Bruch" oder im Spiel mit Märchenelementen aus dem Märchen "Schneekönigin". Weniger stringent sind andere Gedichte, die z.T. mit zu vielen Bildern (vgl. "Tuschzeichen" oder "Tränenausbrüche auf dem Hauptbahnhof"), gelegentlich auch wegen des Bruchs in der Assoziationsfolge (z.B. "Wir spielen heile Welt") nicht so geglückt wirken. Den Abschluss der Anthologie bildet der Essay "Auslassungen über das Weglassen", der den Entstehungsprozess eines Gedichtes als ein Verdichten beschreibt. Im Nachwort hebt Ursula Krechel den Möglichkeitssinn hervor, der im Gedicht die Sprachlogik bestimme. Gewissenhaft nennt die Dichterin am Ende des Buches Zitate, Anklänge und Anregungen, die sie erfahren hat.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die da
Ursula Krechel
Jung und Jung (2013)
247 S.
fest geb.