Maremma

Eine Gruppe junger Erwachsener lässt eine Woche im Jahr den Alltag hinter sich und fährt gemeinsam ans Meer. Seit Kindertagen kennen sie sich, und obwohl sie sich im Laufe der Jahre im Alltag immer weiter voneinander entfernt haben, ist diese gemeinsame Maremma Urlaubswoche für sie ein festes Ritual. Esther, die Erzählerin, spricht ihre Freunde direkt an, während sie die Tage am flirrend heißen Strand, Regentage und Ausflüge in die Umgebung beschreibt. Die Umgebung, das ist die Maremma, eine sumpfige Landschaft zwischen Siena und Rom. Und wie die Landschaft Klima- und Erdbebenschäden offenbart, so offenbart die Betrachtung der Freunde die Probleme einer ganzen Generation: Globalisierung, Entfremdung und Ängste aller Art. Trotzt augenscheinlichem Wohlstand scheint keiner wirklich glücklich. Zu schwer ist es, den erwarteten Rollenbildern zu entsprechen oder eben nicht. Zu groß sind die Ängste, zu stark der Einfluss der Herkunft und zu erdrückend die Last der Entscheidung. Die Autorin beschreibt in ihrem ersten Roman minutiös diese Woche am Meer und zeichnet mit ihren klugen Beobachtungen das Bild einer ganzen Generation. Ein leises und doch umso aufreibenderes Buch, das überall dort zu finden sein sollte, wo Literatur über den Mainstream hinaus gesucht wird.

Barbara Dorn

Barbara Dorn

rezensiert für den Borromäusverein.

Maremma

Maremma

Anna-Maria Stadler
Jung und Jung (2022)

219 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 610753
ISBN 978-3-99027-270-1
9783990272701
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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