Wolgaland

Wolgaland - das ist der Sehnsuchtsort von Alexandr. Doch nach vielen Umsiedlungen und ständiger Heimatlosigkeit zieht es ihn dahin zurück, von wo seine Vorfahren vertrieben wurden. Obwohl er sich lange danach gesehnt hat, kommt er nicht richtig an, Wolgaland fühlt sich fremd und einsam. Nicht einmal die Musik, die ihm immer ein treuer Begleiter war, kann ihm helfen, sich wohlzufühlen. Auch die anderen Protagonisten des Romans sind alles andere als zufrieden mit ihrem Leben im Dorf. Lana, die attraktive Tierärztin, die nebenbei als Kellnerin in der Dorfwirtschaft aushilft, ist zerrissen zwischen ihrer Unabhängigkeit und der unterschwelligen Sehnsucht nach ihrem Sohn, den sie mehr oder minder zum Vater nach Nizza abgeschoben hat. So versucht sie diese Lücke mit der Annäherung an die 15-jährige Tochter ihres Freundes Georg zu kompensieren, was dieser eher mit Argwohn beobachtet. Jonathan, der eigentlich Werkzeugmacher ist, sehnt sich nach den Künsten und bald auch nach dem Sohn der russlanddeutschen Neuankömmlinge im Dorf. Er, der nach der praktischen Arbeit am Abend Prosaskizzen zu alten Dorffotografien erstellt, sieht im Leben des Neuen Parallelen zu seinem unbefriedigenden Leben in der Enge des Ortes. - Am Ende bleibt nichts wie es war, und vor allem wird es nicht besser. Die junge Autorin, die bereits mit dem Roman "Schalenmenschen" überzeugte, zeichnet ein vielschichtiges Bild der Hauptfiguren. Sie lässt sie verzweifeln, scheitern, schildert beängstigende Zustände und beschreibt stets auch unterschwellig die Tragik der Volksgruppe der Wolgadeutschen. Ein stilistisch hervorragend ausgestalteter Roman, der nicht nur Interessierte an diesem Thema begeistern wird.

Sonja Gast

Sonja Gast

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wolgaland

Wolgaland

Lydia Steinbacher
Septime Verlag (2022)

235 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 610059
ISBN 978-3-99120-009-3
9783991200093
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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