Polarrot
Jakob Breiter, in seiner Heimat, dem hinterwäldlerischen Toggenburg in der Schweiz, Köbi genannt, möchte raus aus der armseligen Kleinbauernwelt. Und die besonderen Anlagen des ebenso blitzgescheiten wie verwegenen Jungen scheinen es möglich zu machen. Doch zunächst scheitert er kläglich als Heiratsschwindler im noblen Palace Hotel. Aber Jack gibt nicht auf. Er wird zum Handelsvertreter und nutzt jede Gelegenheit, sich hochzuarbeiten. Schließlich verkauft er den Nazis hektoliterweise die Farbe "Polarrot" für ihre Hakenkreuzfahnen. Doch als er sich in die jüdischstämmige Frau seines Chefs verliebt und gar ein ebenso dunkles wie riskantes Geschäft mit Goldschmuggel beginnt, gerät er vor dem Hintergrund des Naziterrors in große Gefahr. Aber Jack wäre nicht Jack, wenn er nicht mit heiler Haut davonkäme. - Patrick Tschan zeigte schon mit seinem ersten Roman ("Keller fehlt ein Wort": BP 11/392), dass er ein außergewöhnlich guter Erzähler ist. Und dies wird auch durch sein zweites Buch bestätigt, mehr als eindrucksvoll: "Polarrot" ist ein Stück Zeitgeschichte, brillant umgesetzt in literarischer Form und noch dazu ein veritabler Schelmenroman, der dort anfängt, wo Manns "Felix Krull" aufhört. Wer dieses Buch nicht gelesen hat, hat wirklich etwas verpasst. Für alle Bestände sehr zu empfehlen.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Polarrot
Patrick Tschan
Braumüller (2012)
344 S.
fest geb.