Flucht über die Alpen
Meist nur mehr allein, mit frischen traumatischen Erinnerungen an menschenverachtenden Gräueltaten, Terror und mit nichts als dem blanken Leben blickten die jüdischen Überlebenden nach 1945 auf ihre Gegenwart. Da brauchte es große Zuversicht, sich dem Gedanken und der schnell entstehenden Gemeinschaft von anderen "Übriggebliebenen" anzuschließen und die vermeintliche Barriere der Alpen in den Wirren der Nachkriegszeit als Schleuse für eine riesige Flüchtlingsbewegung in Richtung Palästina zu nutzen. Kurze Kapitel beschreiben auf recht sachliche Art und Weise die Entstehung und den Prozess der Massenbewegung bis hin zur Gründung des neuen Staates Israel im Jahr 1948. Dabei lernt der Leser spannende und ambivalente Persönlichkeiten kennen. Das Buch zeichnet sich nicht durch Erklärungen von Hintergründen und Zusammenhängen aus, sondern begeistert besonders Leser, die bereits Interesse und Wissen mitbringen und Kapitel für Kapitel neue Zusammenhänge erkennen. Dieses Buch ist für Leser/-innen mit einem grundlegenden Wissen in Bezug auf die Schoah und die Gründung Israels sehr zu empfehlen.
Verena Elsner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Flucht über die Alpen
Hans-Joachim Löwer
Athesia Verlag (2021)
320 Seiten : zahlreiche Illustrationen
fest geb.