Kuss
Gerda und Yann, beide etwas über 30, sind gerade in ein altes Haus am Stadtrand gezogen. Gerda, die ihren Job verloren hat, steckt all ihre Energie in die Renovierung und scheint ihre jetzige "Nur-Hausfrau-Rolle" durchaus zu genießen, obwohl ihr die Problematik, die ein solch veraltetes Rollenbild sowohl für ihre Beziehung, als auch für ihr soziales Umfeld mit sich bringt, durchaus bewusst ist. Yann hat einen guten Job, und eigentlich könnte alles so schön, ja perfekt sein, wenn da nicht die Gefühle wären, die verborgenen, verschwiegenen Sehnsüchte, die sie immer weiter von einander entfernen. Gerda durchlebt eine heftige, imaginierte Affäre mit Yanns bestem Freund Alex, und in Yann erwacht das Verlangen nach zwei anderen Frauen, von denen eine die Journalistin und direkte Nachbarin Valerie ist. Fantasie und Wirklichkeit beginnen sich zu vermischen, und alles steuert auf eine Katastrophe zu. - Simone Meier, die vor allem durch "Fleisch" bekannt gewordene Autorin, stellt diese drei Personen (Gerda, Yann und Valerie) in auktorialer Weise mit ihren Gedanken, Empfindungen und in ihrem Handeln auf eine zum Teil bedrückende, rückhaltlose und scharfsichtige Art dar. Ein moderner, gut geschriebener Roman, der den Leser tatsächlich etwas verstört zurücklässt. Lesens- und empfehlenswert.
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Kuss
Simone Meier
Kein & Aber (2019)
251 S.
fest geb.