Selbst denken
Wie reagieren, wenn Veränderungen unserer Lebenswelt in der nahen Zukunft neue Denkmuster fordern? Wie unter dem gesellschaftlichen Stress des Klimawandels die Überlebensstrategie wechseln? Mit seiner "Anleitung zum Widerstand", wie der Untertitel des Buches lautet, will der Autor dazu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen dafür, dass die Welt besser und nicht permanent schlechter wird, und Lust dazu machen, selber zu denken. Der Soziologe und Sozialpsychologe Welzer liefert als Motivation dafür eine bestechende Analyse der Konsumgesellschaft und unserer Kultur des "immer mehr" und "alles immer". Danach versucht er eine Alphabetisierung in Sachen Zukunftsfähigkeit anhand von Beispielen. Den naheliegenden Einwand des naiven Utopismus lässt er nicht gelten. Solche gelebten Alternativen seien im Gegenteil besonders wichtig, weil die gelebte Kultur, so seine Begründung, für die Entscheidungen der Einzelnen oft wichtiger sei als Wissen und Ethik. Diejenigen, die zuerst ankommen in der nachhaltigen Moderne mögen zunächst als Spinner gesehen werden, dann als Avantgarde und zuletzt als Vorbilder. - Analytisch klar, reflektiert und doch lebensnah und erfrischend formuliert, sollten diese Denkanstöße vielen Lesern zur Verfügung stehen.
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Selbst denken
Harald Welzer
S. Fischer (2013)
328 S. : Ill., graph. Darst.
fest geb.