Nach der Flucht
Millionen von Menschen sind weltweit auf der Flucht, verlassen ihre Heimat, um in einem fremden Land vorübergehend Schutz zu suchen oder um dort ein neues Leben anzufangen. Ilija Trojanow, der als Kind am eigenen Leib das Schicksal von Flucht und
Migration erleben musste, hat in einer Reihe von Reflexionen und kurzen Dialogen festgehalten, wie Flüchtlinge ihre Situation empfinden. Die häufig poetischen Texte spüren dem Lebensgefühl nach, das entsteht, wenn man seine Kindheit, seine Freunde, alles, was Heimat ausmacht, hinter sich lässt, aber keinen Ort hat, an dem man wirklich ankommt. Was macht das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, mit einem Menschen? Wie viel Identitätsverlust steckt im Verlust der eigenen Sprache? Dem äußerst aktuellen Buch geht es nicht um die Frage, was politisch wünschenswert und was realpolitisch möglich ist. Der Autor will in erster Linie den Menschen hinter dem Etikett 'Flüchtling' zeigen. Ein Leben wird aus der Bahn geworfen, eine Familie zerrissen, die Zukunft liegt im Ungewissen. Damit müssen diese Menschen lernen umzugehen. Trojanow bringt das seinen Lesern auf eindringliche Weise nahe. Sehr empfehlenswert!
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.

Nach der Flucht
Ilija Trojanow
Fischer (2017)
124 S. : Ill.
fest geb.