Codex 1962

Das erste Buch dieses Romans erzählt, wie der jüdische Flüchtling Leo Löwe kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges in der deutschen Kleinstadt Kükenstadt in einem Gasthof auftaucht und dort von der Angestellten Marie-Sophie gepflegt wird. Leo Löwe Codex 1962 hat einen Lehmklumpen bei sich, aus dem er zusammen mit Marie-Sophie ein Baby formt, ehe er vor den Nazis nach Island flieht. Im zweiten Buch nimmt Leo Löwe viele Jahre nach seiner Flucht die isländische Staatsbürgerschaft an. Hier erweckt er den kleinen Lehmmenschen, den er Jósef, nennt, zum Leben. Im letzten Buch steht die Journalistin Aleta im Vordergrund, die sowohl den alten Jósef als auch einen Genforscher interviewt, dessen Firma CoDex schließlich eine KI entwickelt, die die Menschheit versklaven wird. - Sjóns Buch ist ein vielschichtiger Roman mit vielfältigen Handlungssträngen, der auf unterschiedliche Mittel der Erzählkunst zurückgreift. Teile der Geschichte werden in phantastischen Traumbildern erzählt, isländische Mythologien werden eingeflochten. Die Erzählperspektiven wechseln genauso wie die Stilmittel. Teilweise sind die Charaktere, vor allem, wenn es sich um Nebenfiguren handelt, expressionistisch überzeichnet und ergänzen somit hervorragend die bizarre Welt dieses Romans.

Walter Brunhuber

Walter Brunhuber

rezensiert für den Borromäusverein.

Codex 1962

Codex 1962

Sjón ; aus dem Isländischen von Betty Wahl
S. Fischer (2020)

639 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 601282
ISBN 978-3-10-397341-9
9783103973419
ca. 32,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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