Evelina

Die Autorin (1752 - 1840), eine Generation älter als ihre berühmte Kollegin Jane Austen, war Vorläuferin der Romanautorinnen des frühen 19. Jh. Sie hatte mit ihren Romanen nicht nur in England Erfolg, sondern auch in Deutschland, wo sie zeitgleich Evelina übersetzt wurden. Doch erst im Zuge der feministischen Literaturwissenschaft der 1980er Jahre wurde ihr Debütroman "Evelina" (1778) wiederentdeckt. Nun liegt eine Neuübersetzung des im damals üblichen Stil des Briefromans erschienenen Werks vor, dessen Lektüre sich lohnt! Evelina, die junge Frau vom Lande, unehelich und von ihrem adligen Vater verleugnet, wird von einem Pfarrer liebevoll aufgezogen, bis es sie als Gesellschafterin eines befreundeten adligen Mädchens nach London in die „feine“ Gesellschaft verschlägt. Dort begeht sie dann sämtliche Fauxpas‘; doch sie muss lernen, Mut, Selbstkritik und Entscheidungsfähigkeit ebenso zu zeigen wie Sanftmut und andere weibliche Tugenden. Die meisten Briefe sind von Evelina selbst im im 18. Jh. üblichen blumigen und detailreichen Stil geschrieben und die Lesenden können durch ihre naiven Augen auf die Londoner Gesellschaft mit all ihren schillernden und skurrilen Charakteren blicken. Burney zeichnet den Standesdünkel mit viel Situationskomik. Für die Lektüre des umfangreichen Werks braucht es allerdings viel Geduld und eine Vorliebe für Jane-Austen-Romane. Auf jeden Fall eine lohnende Wiederentdeckung, zumal mit klärenden Anmerkungen und einem Nachwort versehen.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Evelina

Evelina

Francis Burney ; aus dem Englischen übersetzt von Rebecca Scharpenberg
Reclam (2022)

553 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750901
ISBN 978-3-15-011414-8
9783150114148
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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