Ein gutes Herz

Theo van Gogh, der 2004 in Amsterdam auf offener Straße ermordete Filmregisseur und im wahren Leben ein publizistischer Intimfeind von Leon de Winter, ist in einer Art "Zwischenhimmel" angekommen, um sich dort unter Anleitung eines Franziskanerpaters Ein gutes Herz zum Schutzengel zu qualifizieren. Er begleitet deshalb ausgerechnet Max Kohn, der - nach vielen Jahren im Drogenhandel - geläutert und mit einem transplantierten Herzen aus den USA nach Amsterdam heimkehrt. Die Niederlande sind ein kleines Land, man kennt sich: Der Schriftsteller Leon de Winter lebt mit Max' früherer Lebensgefährtin Sonja zusammen, Kohns früherer Mann fürs Grobe im Drogengeschäft, der Marokkaner Kichi, sitzt wegen Mordes im Knast und dessen Sohn wiederum ist der Anführer einer Gruppe junger muslimischer Fußballspieler, die sich radikalisiert haben und die Stadt mit ihren Gewalttaten in Angst und Schrecken versetzen. - In diesem Roman nimmt Leon de Winter Motive aus seinem Leben und seinen früheren Büchern in vollkommen neuen Zusammenhängen wieder auf und mischt daraus einen liebenswürdig-verrückten Cocktail: Himmel und Hölle, Juden, Moslems, Christen, Gewalt und Liebe und über allem schwebt ausgerechnet Theo van Gogh als Engel des Lichts. Ohne etwas Hintergrundwissen über die publizistischen Kontroversen zwischen de Winter und van Gogh und die niederländische Politik und Gesellschaft ist manches an diesem Roman für den Leser nur schwer verständlich. Für alle anderen ist es ein originelles Lesevergnügen. (Übers: Hanni Ehlers)

Marion Sedelmayer

Marion Sedelmayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein gutes Herz

Ein gutes Herz

Leon de Winter
Diogenes (2013)

504 S.
fest geb.

MedienNr.: 385619
ISBN 978-3-257-06877-1
9783257068771
ca. 22,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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