Der Dieb

Nishimura ist ein äußerst geschickter und erfolgreicher Taschendieb, der vorwiegend vermögende Leute bestiehlt. Freunde und Familie hat er nicht. Sein einsames Leben ist ohne Freude und Hoffnung. Er ist nach Jahren wieder nach Tokio gekommen in Der Dieb der Hoffnung, dass seine Verwicklung in die Machenschaften der Yakuza, der japanischen Mafia, inzwischen keine Rolle mehr spielt. Bei einem seiner Diebeszüge bemerkt er einen kleinen Jungen und dessen Mutter, die in einem Supermarkt stehlen. Er sieht auch, dass sie schon aufgefallen sind, und rettet die beiden in einem Anflug von Mitleid. Der Junge staunt über die Fähigkeiten des Mannes und will von ihm lernen. Nishimura versucht ihn abzuschütteln, aber das Kind kommt immer wieder und schließlich hilft Nishimura dem Jungen und dessen Mutter, die auch von der Großzügigkeit profitiert. Und dann meldet sich Kizaki, der mächtige Yakuza-Boss. Nishimura wird gezwungen, drei überaus riskante Diebstähle zu begehen. Er bemerkt erst bei der dritten Tat, dass das Ganze nur inszeniert war, um sein Ende herbeizuführen. - Eine abgründige Geschichte über einen Mann, von dem man recht wenig erfährt. Seine Hoffnungslosigkeit wird nur kurz durch das Auftauchen des Kindes unterbrochen, bevor er in einer dreckigen Gasse ums Leben kommt. Eine mehr als ungewöhnliche Geschichte, erzählt in einer eindringlichen, schnörkellosen Sprache. Dieses vorherbestimmte Untergangsthema mit dem vorauszuahnenden Schluss macht nachdenklich. Der Sinn des Ganzen ist möglicherweise asiatischem Denken eher eingängig als mitteleuropäischem. Die kurze Geschichte sollte aber auch hierzulande interessierte Leser finden. (Übers.: Thomas Eggenberg)

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Dieb

Der Dieb

Fuminori Nakamura
Diogenes (2015)

210 S.
fest geb.

MedienNr.: 581997
ISBN 978-3-257-06945-7
9783257069457
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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