Die Lieben der Melody Shee
Ich-Erzählerin Melody Shee ist 33 und hat ihren Mann Pat gerade informiert, dass ihr ungeborenes Kind nicht von ihm ist. Ihr 17-jähriger Nachhilfeschüler Martin Toppy aus der Wohnwagensiedlung ist der Vater. Melody sollte ihm eigentlich nur das Lesen beibringen. Dass sie den Jungen verführte, war eine Überreaktion, weil ihr Mann zu Prostituierten ging. Das erfahren die Leser nach und nach, weil Melody angefangen hat, alles aufzuschreiben. Das Schreiben tue ihr gut, weil es sie von ihrer Übelkeit und ihren Selbstmordgedanken ablenke. So erfährt man von ihren Schuldgefühlen gegenüber ihrer Schulfreundin Breedie Flynn und von ihren übrigen "Lieben", die alle um sie kreisen "auf elliptischen Bahnen", so auch ihre tot geborenen Babys. - Der irische Autor Donal Ryan präsentiert in seinem dritten Roman eine unerbittliche Geschichte mit einer abstoßenden Antiheldin, der es an Tiefe fehlt. Erst nach 60 Seiten nimmt die Story Fahrt auf, als Melody nämlich noch einmal zum Trailer Park fährt und dort auf die junge Mary Crothery trifft, in deren Lebensgeschichte sie eine Parallele zu ihrer eigenen erkennt. - Für Büchereien eher entbehrlich. (Übers.: Anna-Nina Kroll)
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Lieben der Melody Shee
Donal Ryan
Diogenes (2018)
295 S.
fest geb.