Morgengrauen
Joan führt ein Doppelleben und ihr Bruder Marlon auch. Beide hatten bislang nicht viel, und wenn dann, nur oberflächlich miteinander zu tun. Da Marlon Autist ist, zieht Joan nach dem Unfalltod der Eltern zu ihrem Bruder. Marlon weiß nicht, dass Joan neben ihrem bürgerlichen Beruf als Edelnutte arbeitet. Joan weiß nichts vom Leben ihrer Eltern, vor allem ihres Vaters und dessen Machenschaften und von der Rolle ihres Bruders. Je näher sie sich und ihre Umwelt kennenlernen, umso komplizierter wird es. Die Differenzierung, wer ist Freund und wer ist Feind, wird immer komplizierter. - Das Buch zieht einen schon in den Bann, weil der ehrgeizige Leser es doch irgendwie verstehen will. Aber es ist schwer zu lesen, da jede wörtliche Rede fehlt. Kaum ein Absatz strukturiert das Buch. Eigentlich weiß man nie, wo man gerade ist und wer gerade spricht. Am besten geht es, wenn man möglichst viel und lange in einem Stück lesen kann. Ausdauernden Leser/-innen empfohlen.
Gabi Radeck
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Morgengrauen
Philippe Djian ; aus dem Französischen von Norma Cassau
Diogenes (2020)
235 Seiten
fest geb.