Gestapelte Frauen
Eine junge Anwältin fliegt ins Amazonasgebiet an der Grenze Brasiliens zu Peru und Bolivien. Sie soll als Beobachterin an den Gerichtsverhandlungen "zur Abarbeitung aufgestauter Verfahren von Femiziden" teilnehmen. Ihre Chefin Bia will wissen, ob es dort Verbrechen gab, bei welchen Frauen zerstückelt, verstümmelt oder ausgeweidet wurden, um einen Zusammenhang mit frauenfeindlichem Pornokonsum herzustellen. Gleich am ersten Fall beißt sich die Anwältin fest. Es geht um die 14-jährige Txupira, die von drei jungen Männern vergewaltigt, gefoltert und ermordet worden war. Zusammen mit der jungen Staatsanwältin Carla steigt sie ein in den Sumpf von polizeilicher Gleichgültigkeit gegenüber einer Indigenen und der medialen Aufmerksamkeit für die ihr überlegenen weißen Männer aus einflussreichen Familien. - Patrícia Melo (Jg. 1962) ist eine der wichtigsten lateinamerikanischen Gegenwartsautor/-innen, u.a. ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis, sie lebt in Lugano. Für ihren neuesten Roman hat sie akribisch zum Thema Gewalt gegen Frauen recherchiert. Beim Lesen des Romans regt sich zunächst Widerstand gegen die Fülle an Grausamkeiten, doch dann wird man in die Geschichte des Landstriches Acre hineingezogen und zusammen mit der Protagonistin taucht man ab in die Mythenwelt des indigenen Volkes der Kuratawa. - Ein großartiger Roman.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Gestapelte Frauen
Patricia Melo ; aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita
Unionsverlag (2021)
250 Seiten
fest geb.