Seebeben

Der gebürtige Angolaner Boa Morte diente lange in seiner Heimat als Angehöriger der portugiesischen Kolonialarmee. Nach der Unabhängigkeit seines Landes hat es ihn nach Lissabon verschlagen, wo er in einer Pension wohnt und sich als Parkwächter Seebeben mühsam seinen Lebensunterhalt verdient. Seine einzige Freundin ist die junge Obdachlose Fatinha, die in Pappkartons an einer Bushaltestelle lebt. Mit ihr versucht er, jeden Tag ein paar Stunden Harmonie, Zufriedenheit zu finden, mit ihr durch die Altstadt Lissabons zu streifen und von sich zu erzählen. Fatinha ist für ihn Ersatz für seine Tochter, die in der Heimat geblieben ist und die er nie wiedersehen wird. Dabei kann Boa Morte seine dunkle Vergangenheit nicht vergessen. - Mit großer atmosphärischer Dichte und viel erzählerischem Talent erzählt die Autorin die Geschichte zweier Gestrandeter, die in der Anonymität der Großstadt versuchen, ihrer Vergangenheit zu entfliehen und eine Gegenwart zu leben, ohne eine gute Zukunft zu haben. Das ist bewegend, nachdenklich machend. Ein wirklich außergewöhnlicher Roman, der einem nach dem Lesen lange im Gedächtnis bleiben wird.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Seebeben

Seebeben

Djaimilia Pereira de Almeida ; aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita
Unionsverlag (2023)

158 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 614409
ISBN 978-3-293-00595-2
9783293005952
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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