Unwetter
Emilia hat alles, was sie zum Glücklichsein braucht. Sie wohnt mit ihrem Mann Bruch und zwei kleinen Kindern in einem Haus mitten in der Natur und doch in erreichbarer Entfernung von Amsterdam. Mit Studienfreunden hat sie ein Unternehmen gegründet, für das sie jetzt überwiegend zuhause arbeitet. Bruch ist Arzt und hat eine Stelle in einem regionalen Krankenhaus. An einem Sommerabend besuchen Emilia und Bruch ein Theaterstück, in dem eine Vergewaltigung vorkommt. Das Stück scheint in Emilia unterschwellig etwas in Bewegung zu bringen. Das abgeschiedene Leben mit viel Zeit zum Grübeln hat die Psyche der jungen Mutter bereits angegriffen. Angstzustände belasten sie immer wieder. In langsam voranschreitenden Gedankenkreisen über ihre Vergangenheit, die beim Lesen geradezu einen Sog erzeugen, nähert sich Emilia dem traumatischen Erlebnis, das sie, kurz nachdem sie Bruch kennenlernte, erlitten hat. Bisher hat sie ihm nichts davon erzählt. Auch ihr Bruder, mit dem sie ein inniges Verhältnis hat, weiß nichts davon. Als ein Unwetter die Gegend heimsucht, spitzt sich parallel dazu der psychische Druck dramatisch zu. Bruch versucht alles, um ihr zu helfen, während um sie herum die Welt unterzugehen scheint. Eine spannende, schwermütige Lektüre, die unter die Haut geht. (Übers.: Hanni Ehlers)
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.
Unwetter
Marijke Schermer
Kampa (2019)
186 S.
fest geb.