Der Wolfspelz
Das Sprichwort vom Wolf im Schafspelz kennen viele. Hier ist es das Schaf Bellwidder Rückwelzer, der sich in einen Wolfspelz kleidet. Damit will er im Wald Brombeeren ernten, ohne sich vor den dort lebenden Wölfen fürchten zu müssen. Tatsächlich
trifft Bellwidder weitere Wölfe und wird nicht von ihnen angegriffen. Das Kostüm verhindert allerdings auch, dass er wie gewohnt die Schönheit des Waldes wahrnehmen kann. Leider bekommt die Verkleidung Risse und löst sich bald komplett auf, als er bei den anderen Wölfen ist. Doch statt sich auf das Schaf zu stürzen, legen alle Wölfe ihre Verkleidung ab, froh, endlich wieder sie selbst sein zu können: Huhn, Hirsch und Ziege. Die angebliche Gefahr durch hungrige Wölfe erscheint als gar nicht real existent. Froh, endlich der sein zu können, der er wirklich ist, verlässt Bellwidder seine aus Angst gewählte Isolation. Sein Schlusssatz „Ich möchte hier nur ein wenig Licht hereinlassen“ kann als Botschaft der Geschichte verstanden werden, sich nicht von dunklen Bedrohungen das Leben zerstören zu lassen und sich nicht zu verstecken, auch wenn es gefährlich erscheint, die eigene Identität zu offenbaren. Die Gefahren sind oft gar nicht real. Mit dieser in eine humorvolle Geschichte verpackten Botschaft gerne zu empfehlen.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.

Der Wolfspelz
Sid Sharp ; aus dem Englischen von Alexandra Rak
NordSüd (2023)
122 Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 8