Der Elefant im Zimmer

Petra Morsbach widmet sich dem Umgang mit Machtmissbrauch. Geschildert werden exemplarisch drei reale Fälle: Warum deckt eine Kirchenbehörde einen Kardinal, der Schüler sexuell missbraucht? Wieso vertuscht ein Untersuchungsausschuss (samt Opposition) Der Elefant im Zimmer den Fehltritt einer Ministerin? Weshalb akzeptieren Künstler an einer Akademie das Verbot von Dichterlesungen? Benannt werden unterschiedliche Motive: Pädophilie, Profitgier, Ausbeutung, Geltungssucht und das Verlangen nach Kontrolle. Machtmissbrauch ist oft ein Missbrauch von/an Menschen. Die Autorin beleuchtet weniger diesen, vielmehr untersucht sie das verlogene, verworrene und widersprüchliche Verhältnis der Untergebenen zu diesem. Der kritische Kollege wird schnell isoliert und verunsichert. Nicht nur durch die "Nebelkerzen" der Mit-Machthaber, sondern auch durch die Duldung der Un-Mächtigen. Hohen Einfluss haben häufig die Gruppendynamik, Abhängigkeitsverhältnisse oder vorauseilender Gehorsam. Die präzise Analyse der aufgedeckten Mechanismen und ihrer Duldung bieten Anleitungen zur Reflexion des eigenen Verhaltens in diversen Situationen. Oft reicht ein kleiner Widerstand, um zumindest eine Menge Aufruhr und Aufmerksamkeit zu generieren. Die inspirierende Lektüre macht hierzu Mut.

Daniel Trutwin

Daniel Trutwin

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Elefant im Zimmer

Der Elefant im Zimmer

Petra Morsbach
Penguin Verlag (2020)

361 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 601995
ISBN 978-3-328-60074-9
9783328600749
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So
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