Unschuld

35 Tage bis zur Hinrichtung von Florentin Carver. Der Countdown läuft. Doch Takis Würger erzählt keine Rettungsgeschichte in letzter Minute, keine Actionstory mit Justizirrtum, sondern vor allen Dingen eine empathische und belastungsresistente Vater-Tochter-Beziehung, Unschuld die viele Vorurteile, soziale Diskriminierungen und fatale Gerüchte ausräumt. Molly Carver ist die Protagonistin des Romans, sie erinnert sich an ihre mutterlose Kindheit mit dem Vater, einem bärbeißigen Hobbyboxer, der sie behutsam, oft ohne Worte, aber zielorientiert ins Leben führt und an einer unheilbaren Gehirnkrankheit leidet. Der Vater hat den Mord an dem ältesten Sohn einer steinreichen Familie im Hudson Valley bei New York gestanden, bei der er arbeitet, den Rosendales. Aber Molly glaubt nicht an die Schuld ihres Vaters. Sie will die Wahrheit wissen und schleicht sich bei den Rosendales als Hausmädchen ein. Das Ende kommt nicht ganz unerwartet und soll hier natürlich nicht verraten werden. Würger, der lange als Journalist gearbeitet und für den Roman auch in den USA recherchiert hat, stellt seine Geschichte in den Kontext von Medikamentenmissbrauch und Waffengewalt, ein Panorama der USA der Jetztzeit. Wer einen Fitzek-Krimi erwartet, ist auf dem Holzweg, aber Würger erzählt spannend genug von der unerschrockenen Suche einer jungen Frau nach der wahren Geschichte ihres Vaters. Empfehlenswert.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Unschuld

Unschuld

Takis Würger
Penguin Verlag (2022)

296 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 612629
ISBN 978-3-328-60168-5
9783328601685
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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