Unten im Tal
Ein kleines Dorf Anfang der 1990er-Jahre im Alpental Valsesia in der Provinz Vercelli im Piemont, kurz vor dem Anschluss an den Skitourismus, mit Sonnen- und Schattenseiten erzählt die Geschichte zweier ungleicher Brüder mit ihren menschlichen Sonnen-
und Schattenseiten unaufgeregt und „fabelhaft“. Die Brüder Luigi und Fredo wachsen mit dem alleinerziehenden Vater auf, der eine verantwortungsbewusst und bodenständig, der andere streitlustig und unstet. Und immer ist auch Geldnot und Alkohol ein Thema im Männerhaushalt. Fredo verlässt als junger Mann die Enge des Dorfes in Richtung Kanada und kehrt erst nach dem Tod des Vaters zurück, um sich mit Luigi, der mittlerweile bei der Forstpolizei vor Ort arbeitet, über das Erbe, ein altes Haus oberhalb des Tales im Weiler Fontana Fredda, zu einigen. Außerdem Elisabetta, Luigis Frau, die dem Dorfleben und den Brüdern die weibliche Sichtweise verleiht. Gebildet, aus gutem Mailänder Haus gibt sie Anfang zwanzig ihr Studium auf und zieht ins „wahre Leben“ ins Valsesia aus Liebe zu Luigi. Sie lernt, passt sich an und bleibt sich treu in ihrer Liebe zu Luigi und dem einfachen Leben. Die Brüder sind gleichermaßen verwurzelt im unwirtlichen Tal und können doch nicht zueinander finden. Mit den unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten werden das Leben der Dörfler im Valsesia, die Vergangenheit und die Zukunft, der Umgang mit der Natur und dem Tourismus feinsinnig thematisiert. Eine Liebeserklärung an die schöne Landschaft der Piemontesischen Alpen mit dem beeindruckenden Monte Rosa, der wilden Sesia und den eigenwilligen Menschen dort. – Wie auch seine Vorgängerbücher (zul. "Das Glück des Wolfes", Bespr. online) lohnen Anschaffung und Lektüre unbedingt!
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Borromäusverein.

Unten im Tal
Paolo Cognetti ; aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt
Penguin Verlag (2024)
143 Seiten
fest geb.