Die Kirschendiebin
Thomas Falkenhain ist alt geworden und in seinen Erinnerungen gefangen. Im ersten Abschnitt sinniert er über die "Zwiesel" nach. Das sind Buchenstämme, die sich gerne verzweigen und dann zwei parallele Stämme ausbilden. Das hatte ihm Melina beigebracht, seine waldbesessene Jugendliebe aus Studentenzeiten, von ihm liebevoll die Kirschendiebin genannt, die später mit Mann und Kind in den Westen gegangen war. Im zweiten Abschnitt kommt Melina zu Wort. Ihre Erinnerungsfetzen sind wirr, man kann nicht allen ihren Abschweifungen folgen. Einmal schreckt sie aus einem Traum auf und erzählt, jemand habe sie einst eine Kirschendiebin genannt. Im letzten Abschnitt treffen die beiden "Zwiesel" zufällig in einer Villa in Rom zusammen, beide kauzig, schwerhörig, leicht dement. Sie erkennen sich sofort wieder und feiern ihre alte Liebe auf zarte, melancholische Weise noch einmal neu. - Helga Schütz, Gärtnerin und Drehbuchautorin, geboren 1937 in Falkenhain/Schlesien, zieht mit ihrer magischen Sprache die Leser in ihren Bann. - Gerne allen Büchereien empfohlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Kirschendiebin
Helga Schütz
Aufbau-Verl. (2017)
170 S.
fest geb.