Ein Leben für die Avantgarde

Die Autorinnen begeben sich auf Spurensuche nach ihrer unbekannten Urgroßmutter, "dieser visionären Kunsttheoretikerin, Frau von Francis Picabia, Geliebte von Marcel Duchamp und Freundin von Guillaume Apollinaire" und rekonstruieren "vierhändig" Ein Leben für die Avantgarde anhand von "Geschichtsbüchern, Archiven und Gesprächen" das Leben einer unkonventionellen Frau, die 1985 im Alter von 104 Jahren verstorben ist. Als einzige Frau avanciert sie Ende des 19. Jh. in die Vorzeigeklasse für Komponisten der neugegründeten avantgardistischen Schola Cantorum in Paris, schließt ihr Studium 1906 ab und entflieht den bourgeoisen Vorstellungen von Ehe- und Familienleben in die brodelnde Großstadt Berlin, wo sie bei und mit (werdenden) berühmten Musikern ein Meisterklassestudium beginnt. Bis sie auf den begnadeten Maler und Frauenversteher Picabia trifft, dessen Genie nach neuen Wegen des Ausdrucks sucht, der fasziniert ist von Gabriëles Idee, Bilder wie Musik zu komponieren. Zehn gemeinsame, fast symbiotische Ehejahre in Zeiten (gesellschafts-) politischer und künstlerischer Umbrüche, zwischen Rausch, Ekstase und tiefsten Depressionen des - vermutlich bipolaren - Picabia schließen sich an, Menages à trois, Liebschaften und Freundschaften mit Malern, Musikern und Dichtern, zwischen Paris, New York, Zürich, Barcelona und ab und zu Besuchen bei den - tragisch vernachlässigten - Kindern. Mit der Geburt des vierten Kindes und dem gleichzeitigen Ende der Ehe endet auch die fiktional entlang vielfältigen Quellenmaterials erzählte Biografie einer faszinierenden Frau.

Elisabeth Bachthaler

Elisabeth Bachthaler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein Leben für die Avantgarde

Ein Leben für die Avantgarde

Anne Berest, Claire Berest ; aus dem Französischen von Annabelle Hirsch
aufbau (2021)

302 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 606175
ISBN 978-3-351-03855-7
9783351038557
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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