Wir schweigen nicht

Über Sophie Scholl und die Weiße Rose ist schon viel veröffentlicht worden, z. B. von H. Vinke "Das kurze Leben der Sophie Scholl" oder "Die Weiße Rose" von Inge Scholl. In diesem Buch wird in neuer Weise erzählt, wie Hans und Sophie Scholl, die zunächst begeistert in der Hitlerjugend mitgemacht haben, die nationalsozialistische Diktatur Hitlers als Unrecht erkennen und später mit ihren Flugblättern zum Widerstand aufrufen. Am 22. Februar 1943 werden sie, erst 21 und 24 Jahre alt, hingerichtet. Viele ihrer Freunde und Unterstützer werden ebenfalls zum Tode verurteilt, denn ohne dieses Netzwerk hätte es die Flugblattaktionen nicht geben können. Das betraf nicht nur die geistige Auseinandersetzung mit dem Recht auf Widerstand, sondern auch die Logistik: der Kauf von vielen hundert Briefumschlägen und das Vervielfältigen war eine heute kaum vorstellbare Mühe. Durch die vielen Briefe an Eltern, Geschwister und Freunde sind die Gedanken der Geschwister und ihre Argumente für den Widerstand gut nachvollziehbar. In ihnen setzen sie sich mit den geistigen Grundlagen eines Gemeinwesens, ihrem Glauben und der Pflicht zum Widerstand auseinander. Die Autorin hat dem Bericht über die Weiße Rose Interviews von 20 Studenten beigefügt, die sich über Freiheit, Engagement und Zivilcourage u. ä. äußern. Diese Gedanken, im Mind-Map-Stil dargestellt, wirken im Vergleich zu den Briefen der Geschwister Scholl sehr flach, ermöglichen aber den Einstieg zu Diskussionen, z. B. ob Edward Snowden ein Widerstandskämpfer unserer Zeit ist. - Empfehlenswerte Darstellung der Weißen Rose aus unserer heutigen Perspektive, wo die Verbreitung von Meinungen technisch so leicht geworden ist, aber der echte, tiefer gehende Diskurs oft vernachlässigt wird.