Das Monster von Neuhausen

Einem berühmten "unfehlbaren" (S. 72) Gehirnchirurgen (wohnhaft im angesagten Münchner Stadtteil Gern) unterläuft ein folgenschwerer Kunstfehler. Bei einer an sich banalen Operation durchtrennt er den Sehnerv seines Patienten. Doch statt zu seinem Das Monster von Neuhausen Fehler zu stehen, beschimpft er den Unglücklichen noch am Krankenbett, später dann vor seinen Studenten und verunglimpft ihn in aller Öffentlichkeit als Hypochonder und Simulanten. Die fortgesetzte Erniedrigung im Einklang mit der Zerstörung seines gewohnten Lebens treibt den Erblindeten zum Mord an dem Arzt. Sein ziemlich skurriler Anwalt nimmt sich der "Ehre" seines Mandanten wegen des Falles an. Sein beinahe karikaturhaft-schräges Plädoyer lässt die Tat des in den Medien als "Monster" Vorverurteilen in einem anderen Licht erscheinen und gerät zur - stets auch ironisch gebrochenen - Abrechnung mit dem eigentlich Schuldigen. Dies ist Gegenstand dieses manchmal tragikomischen "Protokolls". Was den Text des sehr produktiven Autors so reizvoll macht ist neben dem Münchner Lokalkolorit der unglaubliche Sarkasmus, mit dem er z.B. die Absurditäten des hierarchischen Chefärztesystems bloßstellt, wenn er etwa beschreibt, wie "die ganze riesige weiße Wolke hereinflatterte, mit wehenden Ärztemänteln, Ärztehosen, Schuhen, Hemden und weißen Ärztekitteln." (S. 49) Unbedingt lesenswert.

Das Monster von Neuhausen

Das Monster von Neuhausen

Ernst Augustin
Beck (2015)

116 S.
fest geb.

MedienNr.: 580621
ISBN 978-3-406-67484-6
9783406674846
ca. 16,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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