Gewalt in der Pflege
In den Medien wird immer mal wieder über Gewaltanwendung im Pflegebereich berichtet, die von Misshandlung und Vernachlässigung bis hin zur Tötung von Patienten reicht. Warum nutzen Pflegende die Schutzbedürftigkeit eines Patienten aus und werden ihm gegenüber gewalttätig? Haben die spektakulären Fälle der vergangenen Jahrzehnte zu einer strukturellen Veränderung geführt? Vor allen Dingen am Beispiel der seriellen Tötung in einem Wiener Krankenhaus in den 1980er Jahren zeigen die Autoren das Ursachengeflecht auf, das solche Taten ermöglicht. Außer den strukturellen Gründen wie schlechtem Personalschlüssel, Kompetenzüberschreitung und Versagen der Führungsebene werden auch die inneren Beweggründe der Täter analysiert, die es oft nicht als Mord sehen, sondern als Sterbehilfe an alten, dem Tod geweihten Personen, die nicht mehr lange zu leben hatten. Eine sehr empfehlenswerte Strukturanalyse für alle, die in der Pflege oder deren Organisation arbeiten oder Angehörige in einer Pflegeeinrichtung haben.
Ruth Titz-Weider
rezensiert für den Borromäusverein.
Gewalt in der Pflege
Jürgen Osterbrink ; Franziska Andratsch
Beck (2015)
C.H. Beck Paperback ; 6210
240 S.
kt.