Miguel de Cervantes

Die Lebensreise des Schöpfers jenes unvergänglichen Don Quichote führt über Schuldgefängnisse, Italiens Metropolen, über Seeschlachten und Gefangenschaft in Algier zu seinem mühsam errungenen literarischen Ruhm. Zum 300. Todestag liegt nun pünktlich Miguel de Cervantes eine neue Biografie vor, die den wissenschaftlichen Anspruch an Aktualität und seriöse Diskussion von literarischen und biografischen Themen (etwa zum Picaro-Roman oder Cervantes vermeintlicher Homosexualität) erfüllt. Während nun romanhafte Verarbeitungen des turbulenten Schicksals des Spaniers (z.B. bei Bruno Frank u. Stephen Marlowe) plastisch "ein wildes Leben" zeigen, wirkt Neumahrs Studie doch allzu sehr dem Akademischen verhaftet. Zwar geht sie ein auf Zeitumstände wie den Umgang mit konvertierten Juden und Muslimen, auf die Inquisition, bleibt aber in Auswahl der Fakten und sprachlichem Duktus eher blass und handelt Literarisches wie Biografisches aus sicherer, nüchterner Position ab. Neumahrs Verdienst bleibt, den aktuellen Forschungsstand zur Biografie zu präsentieren und dem Cervantes zugeneigten Leser ein wichtiges und gründlich erarbeitetes Lebensbild an die Hand zu geben, das dann auch neugierig macht auf die Werke des Weltliteraten jenseits seines Don Quichote. Da gibt es, Neumahr weist darauf hin, etwa in den Theaterstücken und auch im Spätwerk des barocken "Bildungsromans" Cervantes' noch viel zu entdecken. Gut geeignet für größere Bestände.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Miguel de Cervantes

Miguel de Cervantes

Uwe Neumahr
Beck (2015)

394 S. : Ill., Kt.
fest geb.

MedienNr.: 582420
ISBN 978-3-406-68388-6
9783406683886
ca. 26,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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