Die Harpyie

Ich-Erzählerin Lucy ist Altphilologin, hat aber ihre Karriere zugunsten ihrer beiden Söhne zurückgestellt. Während ihres Studiums hatte sie sich immer weiter in die mythologische Figur der Harpyie hineingearbeitet. Als Kind hatte sie von ihrer Die Harpyie Mutter gehört, diese merkwürdigen Vogelwesen bestraften Männer für das, was sie tun. Eines Tages bekommt Lucy einen Anruf von David Holms, in dem er ihr mitteilt, ihr Mann Jake schlafe mit seiner Frau Vanessa. Diese Nachricht muss sie erst einmal sacken lassen, doch am Abend konfrontiert sie Jake mit ihrem Wissen. Er zeigt sich reumütig, und sie einigen sich darauf, dass sie ihn zur Vergeltung dreimal verletzen dürfe. - Die britische Autorin Megan Hunter (Jg. 1984) greift bereits in der Eingangsszene zeitlich voraus, in welcher Lucy Jake einen einvernehmlichen Rasierklingenschnitt am Oberschenkel zufügt. Im weiteren Verlauf des Romans wird nach außen das Funktionieren als Familie vorgeführt, doch in ihren Reflektionen verwandelt sich Lucy Stück für Stück in die Rachefigur der Harpyie, im Text kenntlich gemacht durch kursiv gesetzte Abschnitte. In einem märchenhaften Rahmen entwickelt Megan Hunter eine Atmosphäre von vager Bedrohung. Das ist spannend und verstörend zugleich. - Für experimentierfreudige Leser/-innen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Harpyie

Die Harpyie

Megan Hunter ; aus dem Englischen von Ebba D. Drolshagen
C.H.Beck (2021)

229 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 606663
ISBN 978-3-406-76663-3
9783406766633
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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