Baumschläfer
Blutüberströmt und um Hilfe suchend stürzt Marius am 24. Januar 2014 in die Versicherungsagentur gegenüber seinem Elternhaus. Seine Mutter kann er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr retten. Einige der 33 Messerstiche seines Vaters haben auch ihn erwischt. Von den körperlichen Wunden erholt Marius sich, die seelischen bleiben für immer. Bedrückend verfolgen die Lesenden den darauffolgenden freien Fall durch das soziale Netz. Marius vertraut niemandem mehr, sucht Hilfe und weist sie doch ab, schläft in Kartonhäusern, bleibt immer in der vertrauten Nähe und entfernt sich trotzdem immer mehr, bis er nach nur 3 Jahren seine ewige Ruhe in einer alten Eibe findet. - Schonungslos und unter die Haut gehend. Dudas ungewöhnlicher Erzählstil verstärkt die dramatische, auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte sehr eindrucksvoll. Die kurzen Gedanken in Ich-Perspektive durchziehen zu Beginn gleichmäßig den chronologisch aufgebauten Roman und werden am Ende immer länger und wirrer. - Ein gesellschaftskritisches Buch für alle, das sich - auch in Kombination mit Berichten und Podcasts zu dem echten Fall - zudem hervorragend als Klassenlektüre für ältere Schüler/-innen eignet. Eine absolute Leseempfehlung und jedem Bestand nachdrücklich empfohlen.
Bettina Palm
rezensiert für den Borromäusverein.
Baumschläfer
von Christian Duda
Beltz & Gelberg (2022)
195 Seiten
fest geb.