Jener Tag im Winter
Keith, ein Schwarzer, arbeitet in einem städtischen Institut für Rassengleichheit. Sein Vater stammt von den Westindischen Inseln. Keith hat kaum Kontakt zu ihm; erst als der Vater nach einem schweren Herzinfarkt im Krankenhaus liegt, überwindet er sich zu einem Besuch und hört sich einen auch sprachlich eindrucksvollen Monolog über sein Leben, über England und über Ausländerfeindlichkeit an. Keith wurde von der Stiefmutter aufgezogen, die ihm viel bedeutet. Zwanzig Jahre war er mit Annabelle, einer Weißen aus gutbürgerlichen Kreisen, verheiratet, aber nach einem Seitensprung hat sie ihn vor drei Jahren aus dem gemeinsamen Haus geworfen. Das Ehepaar hält Kontakt, da der pubertierende Sohn Probleme macht. Keith selber gerät in eine schwere Midlife-Crisis. Er hat viele Affären; die letzte Geliebte, eine Kollegin, bereitet ihm großen Ärger. - Man fragt sich, wie der Mann so dumm von einer Frauengeschichte in die andere schlittern kann, und ist beeindruckt von der psychologischen Einfühlsamkeit des Autors. Dieser wechselt ständig absatzlos zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Erkennbar ist dies am Wechsel der Zeitformen. Es passt perfekt zum Charakter des Protagonisten, der ständig in die Vergangenheit abschweift. Ein eindrucksvolles Psychogramm eines Mannes und zugleich eine herausragende Analyse von Rassenproblemen. (Übers.: Giovanni u. Ditte Bandini)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Jener Tag im Winter
Caryl Phillips
Dt. Verl.-Anst. (2011)
362 S.
fest geb.