Find me - Finde mich
Die Fortsetzung des erfolgreichen Romans „Ruf mich bei deinem Namen“ (BP 08/812) und dessen Kult-Verfilmung (BP/mp 18/1027) stellt keine fortlaufende Geschichte dar. Es handelt sich um verschiedene Episoden: So beginnt es mit dem Vater des Pianisten Elio, einem Professor für Alte Geschichte, der zu einem Vortrag nach Rom kommt und dort seinen Sohn treffen will. Im Zug trifft er eine junge Frau, die beiden verlieben sich und bleiben zusammen - zu Elios Freude, der selbst nach seiner ersten großen Jugendliebe Oliver keine ernsthafte Beziehung mehr hatte. Im zweiten Teil verliebt Elio sich in einen sehr viel älteren Mann, ohne seine Sehnsucht nach Oliver aufzugeben. Im dritten Teil findet Oliver, inzwischen Professor und Vater zweier Söhne, endlich den Mut, sich von seiner Frau zu trennen und nach Elio zu suchen, sodass die beiden im letzten kurzen Kapitel nach zwanzig Jahren wieder vereint sind. Acimans Sprache setzt höhere Bildung voraus; leidenschaftliche und sehr romantische Szenen wechseln sich ab mit intellektuellen Gesprächen über Philosophie, Musik und Literatur. Der Autor findet wie in seinem ersten ebenfalls hocherotischen Roman eine intensive, sensible Sprache, in der Sexszenen nicht pornographisch sind, weil immer liebevoll und einfühlsam beschrieben, ohne ins Detail zu gehen. Eine vielleicht nicht sehr realistische, aber herzergreifend romantische Liebesgeschichte, die trotz unterschiedlicher Lebensläufe ein ganzes Leben hält. Vor allem für Fans des ersten Romans, der überzeugender ist.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Find me - Finde mich
André Aciman ; aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Brovot
dtv (2022)
294 Seiten
kt.