Ein Mensch brennt

Am Buß- und Bettag des Jahres 1977 wählte der Tübinger Lehrer Hartmut Gründler den Feuertod als Protest gegen die Atompolitik der Bundesrepublik. Nicol Ljubic erzählt diese - historische - Geschichte in diesem Roman aus Sicht des Sohns von Gründlers Ein Mensch brennt Vermieter Hanno, der erst als Erwachsener begreift, welchen Schatten dieser Protestakt des kompromisslosen Fanatikers auf das Leben seiner Familie geworfen hat, und wie sehr er darunter gelitten hat, dass für seine Mutter die Ideen, die Gründler vertrat, wichtiger waren als ihr Kind. Seit Gründler ins Souterrain der Familie eingezogen ist und sich als unbeugsamer Politkämpfer entpuppt hat, steht die heile Welt des 10-jährigen Hanno auf dem Kopf. Statt Fußball zu spielen, muss er nun mit zu Demos und verteilt Handzettel, denn er will seiner Mutter nahe sein. Auch die Ernährung der Familie wird streng vegetarisch. Während der Vater den Mann im Keller zunächst belächelt, ist die Mutter vom kompromisslosen Idealisten fasziniert; ihre Ehe zerbricht und sie bleibt ihr Leben lang in seinem Bann. Die politischen Ereignisse der 1970er Jahre wie RAF, Mogadischu, Schleyer-Entführung usw. bilden den Hintergrund für den Zerfall einer Familie, die von einem verantwortungslosen Idealisten benutzt wird. Ein provokanter, berührender und hochaktueller Roman, der zum Nachdenken über Fanatismus anregt.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Ein Mensch brennt

Ein Mensch brennt

Nicol Ljubic
Dt. Taschenbuch-Verl. (2017)

333 S.
fest geb.

MedienNr.: 590833
ISBN 978-3-423-28130-0
9783423281300
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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