Brüten
Ein Jahr lang studiert die namenlose Erzählerin das Verhalten ihrer vier Hühner. Sie sind „fürs Leben schlecht gerüstet“, denn sie haben keine Erinnerung an das, „was vorher war und keinen Gedanken daran, was danach kommt“. Der viele Schmutz, den sie machen, veranlasst die Erzählerin zu Überlegungen über den Schmutz im Allgemeinen. Ob die Hühner ihren Namen kennen, ob sie es mögen, gestreichelt zu werden, ob sie ihre Eier vermissen, aus denen nie Küken werden - mit all diesen Gedanken ist sie konfrontiert, während sie zusehen muss, dass ein Huhn nach dem anderen stirbt und am Ende nur eines übrigbleibt. Überlegungen über ihre Ehe wechseln ab mit der Erinnerung an den Verlust ihres ungeborenen Kindes. Dies klingt alles ziemlich melancholisch, doch die Autorin berichtet in einem herrlich lakonischen und ironischen Ton über das Leben der Hühner und ihrer Besitzerin, verbunden mit allerhand Lebensweisheiten. Ein Lesevergnügen!
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Brüten
Jackie Polzin ; aus dem amerikanischen Englisch von Nikolaus Stingl
dtv (2022)
204 Seiten
fest geb.