Rosies Wunderkind
Rosie erzählt an ihrem letzten Tag im Gefängnis ihrer Psychotherapeutin, die nur in ihrer Vorstellung vor ihr sitzt, von ihrem Wunderkind. Almanzo, den sie jung bekam und der sich als Autist entpuppte. Aber kein zwar sonderbarer, aber hochintelligenter
Autist, wie man ihn von „Rain Man“ oder „Lost in Fuseta“ kennt, vielmehr leidet er unter der anderen Form, dem frühkindlichen Autismus, auch Kanner-Autismus genannt. Almanzo verliert nach und nach die Sprache, er ist zuweilen gewalttätig, das Leben wird für Rosie immer schwieriger, ihr Mann Toni steht ihr zwar zur Seite, muss aber arbeiten, sie ist viel allein und schließlich verlässt Toni sie für eine andere Frau. Die Autorin schildert eindringlich diese Form des Autismus, sie spricht auch Tabu-Themen an, etwa die Sexualität von Behinderten, und zeigt, wie eine Mutter trotz ihrer großen Liebe zu ihrem Kind an den Rand des Erträglichen gerät und darüber hinaus. Empfehlenswert.
Ruthild Kropp
rezensiert für den Borromäusverein.

Rosies Wunderkind
Lydia Wünsch
Diederichs (2022)
252 Seiten
fest geb.