Die verkaufte Sängerin
Christinas Mutter ist früh verstorben, ihr Vater war ein unbekannter Fremder, deshalb wächst sie in der Familie ihres Onkels auf. Sie versteht sich mit allen gut, nur Alfonsina, ihre angeheiratete Tante und heimliches Oberhaupt der Gauklerfamilie,
macht ihr das Leben zur Hölle. Christina hat nicht wie alle in ihrer Familie dunkles Haar, sondern sie ist blond und damit eine Außenseiterin. Als die Gelegenheit kommt, verkauft Alfonsina sie an den Herzog von Sachsen als Sängerin. Christina versucht zunächst zu entkommen, aber ihre Lehrerin Elisabeth Karau, die ihre außergewöhnliche Stimme schulen soll und ihr das Verhalten und Benimm bei Hofe beibringen soll, und Irmbert von Lauenstein, der für den Herzog eine sehr gute Sängerin besorgen sollte, bewachen sie Tag und Nacht. Also ergibt sie sich ihrem Schicksal und lernt Tag und Nacht. Doch ihr schöner Gesang gefällt nicht jedem. - Das Buch spielt im Jahr 1796 in Thüringen. Gauklerfamilien hatten einen schlechten Stand und konnten sich mit dem hart verdienten Geld gerade so durchbringen. Sie hatten keinen festen Wohnsitz, sondern waren wanderndes Volk. Aus diesem Milieu wird Christina von jetzt auf gleich herausgerissen, in wunderschöne Kleider gesteckt und bekommt Gesangs- und Benimm-Unterricht. Zunächst sträubt sich Christina, doch nach und nach findet sie Gefallen an ihrem neuen sorgloseren Leben. Doch als es hart auf hart kommt, erwacht das tapfere Mädchen in ihr. Sie übersteht alle Intrigen mit ihrem Mut und ihrem Willen. Das Buch ist flüssig zu lesen und durchaus spannend. Außerdem versetzt es die Leser:innen ins Mittelalter, in die Welt der Herzöge und Gaukler. Es kommt alles darin vor, was einen guten Mittelalter-Roman ausmacht: Liebe, Intrigen, Freundschaft und Feindschaft. Ein gelungener Auftakt einer neuen Trilogie. Das Buch ist in sich abgeschlossen. Für alle Büchereien zu empfehlen, vor allem für Iny Lorentz-Leser:innen.
Melanie Bremer
rezensiert für den Borromäusverein.

Die verkaufte Sängerin
Iny Lorentz
Knaur (2024)
460 Seiten
kt.