Tuff

Der Freundeskreis des 22-jährigen, großen und fetten Winston, genannt Tuff, besteht aus skurrilen Typen: seiner energischen Frau Yolanda mit Baby Jordy, dem körperbehinderten Muslim und antisemitischen, homophoben Ganoven Fariq, einem schwarzen Tuff Rabbi namens Spencer, der nicht an Gott, aber an das Judentum glaubt, seinem Vater Cliff, einem dichtenden „Black Panther“, und seiner Ersatzmutter Inez. Sie alle wollen Tuff helfen, aus dem Teufelskreis von Alkohol, Drogen, Kleinkriminalität und Gewalt herauszukommen, indem sie eine schräge Wahlkampagne auf die Beine stellen. Der schon im Jahr 2000 erschienene Roman des preisgekrönten Autors zeichnet sich durch schwarzen Humor und eine unflätige Gossensprache aus, die immer wieder durch Einwürfe in der Sprache des Bildungsbürgertums unterbrochen wird. „Motherfucker“ und „Nigger“ sind die am häufigsten gebrauchten Wörter neben politisch provozierend unkorrekten Sätzen: „... Flüchtlinge? Irgendwelche schmuddeligen Motherfucker aus dem Urwald, die in irgendeinem Land, von dem ich noch nie gehört habe, misshandelt wurden.“ Der bekiffte Protagonist, der nichts gebacken kriegt, aber seine Familie zärtlich liebt, wächst den Leser/-innen geradezu ans Herz, man wünscht ihm Glück. Es ist Tuffs Aufrichtigkeit, die ihn unwiderstehlich macht; er fühlt sich „wohl mit sich selbst, mit dem, was er war und was er nicht war“. Eine unter die Haut gehende präzise Darstellung der hoffnungslosen Situation von jungen Schwarzen aus armen Milieus.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Tuff

Tuff

Paul Beatty ; aus dem Amerikanischen von Robin Detje
btb (2022)

446 Seiten : Karten
kt.

MedienNr.: 605887
ISBN 978-3-442-71666-1
9783442716661
ca. 12,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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