Schwierige Frauen
In den Geschichten der bekannten US-Feministin geht es um traumatisierte Schwestern, die als Kinder von einem Pädophilen missbraucht wurden, um Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile in einer neureichen Wohnsiedlung in Florida. Es gibt ein Kapitel mit
kurzen Definitionen von schwierigen, verrückten, unmoralischen, frigiden Frauen. Es wird viel „gefickt“, mal freiwillig, oft nicht, Frauen werden ausgenutzt, betrogen, ihr „Nein“ wird nicht gehört; eine Frau findet, dass sie ihre Seele mit „schmutzigem Sex“ verkauft, manipuliert aber ihren Liebhaber; eine Wissenschaftlerin, die glaubte, dass ihr verheirateter Chef sie heiraten würde und die nur noch im Labor bei ihrer Arbeit Sinn findet. Die Frauen lassen die Männer machen, weil sie ihren Job brauchen; manchmal findet eine Frau einen Ausweg, indem sie sich in eine Frau verliebt. Es sind Geschichten von traumatisierten Frauen, die ihr Baby verloren haben; Frauen, die nach Vergewaltigungen versuchen, in einer normalen Ehe glücklich zu werden. Liebe kommt in den Geschichten nicht vor, nur Hassliebe; „Ficken“, um zu „reparieren, was im … Inneren zerbrochen ist“. Die Frauen sind den Machtspielen der Männer ausgeliefert. Viele der traumatisierten und einsamen Frauen suchen einen Ausweg in gewalttätigem Sex und noch mehr Schmerzen. „Außerdem werden Frauen in unserer Gesellschaft schnell als schwierig abgestempelt, wenn sie Menschen in Machtpositionen nicht passen“ so die Autorin in einem Interview. Es geht um Frauen, die von - weißen, heterosexuellen - Männern erniedrigt und als Objekt behandelt werden. Ein hartes Buch für Feministinnen und an Feminismus interessierte Leser/-innen, die sich von der drastischen Sprache nicht abschrecken lassen.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.

Schwierige Frauen
Roxane Gay ; aus dem Amerikanischen von Anne Spielmann
btb (2021)
317 Seiten
fest geb.