Die Schönheit der Differenz
Wenn man positiv auf persönliche, politische und gesellschaftliche Unterschiede sieht und sie annimmt, können sie auch als „Schönheit“ und angenehmer Zugewinn betrachtet werden. Sie gelten dann als normal und wertvoll. Dies gelingt am besten
dadurch, indem man einander zuhört, die Perspektiven wechselt und voneinander lernt. „Schön“, dass wir darüber reden können. Hadija Haruna-Oelker ist Journalistin, Moderatorin, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Rassismus. Sie beschreibt ihre eigene Sozialisation und Prägung, denn sie wuchs als (mit dem abwertenden Begriff) „Mischling“ auf. Ihr Vater aus Ghana ist Muslim, ihre Mutter weiße Christin aus Deutschland. In zahlreichen Themenblöcken (die man einzeln wie kleine Bücher innerhalb eines 555 Seiten umfassenden Buches lesen kann) erläutert sie mit Beispielen und erklärenden Fachbegriffen „Differenzerfahrungen“ und Diskriminierungen vieler verschiedener Gruppen: Schwarze, Geflüchtete, Diverse, Alleinerziehende, Arme, Alte, Behinderte und manchmal auch Weiße. Die Unterschiede werden ihrer Meinung nach dann problematisch, wenn dadurch Menschen ausgegrenzt oder Macht über sie ausgeübt wird. Ziel des Buches ist es, konstruktiv und respektvoll mit Heterogenität umzugehen sowie eine offene und zugewandte Gesprächskultur zu leben. Dazu gehört auch, trotz Reibung und Streit neugierig auf die anderen zu sein, offen in ein Gespräch zu gehen und - wie der Untertitel des Buches nahelegt - „Miteinander anders denken“. Warum nicht mal afrikanisch, wie es Nelson Mandela mit der Ubuntu-Philosophie vorgelebt hat. - Ein ehrliches und hoffnungsvolles Buch.
Berthold Schäffner
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Schönheit der Differenz
Hadija Haruna-Oelker
btb (2022)
555 Seiten
fest geb.