Das Gemälde
Die 550 gut geschriebenen Seiten erstrecken sich in einem Erzählstrang vom Jahr 1850 mit der Geburt des später legendären Rennpferdes Lexington über den amerikanischen Bürgerkrieg und die Sklavenbefreiung und in einem weiteren, in dem sich 2019 verschiedene Protagonisten auf einer spannenden Spurensuche um den Hengst begegnen. Am Smithsonian Institute wird von zwei Forscherinnen das Skelett des einst berühmten Pferdes wiederentdeckt, zeitgleich findet ein farbiger Kunststudent im Sperrmüll das Gemälde eines Pferdes, das sich später als ein Bildnis von Lexington herausstellt, gemalt von einem der renommiertesten Pferdemaler des 19. Jh. Entlang von Überlieferungen und belegbaren Daten, Zeitungsartikeln, Illustrationen, Biographien damals beteiligter Personen erzählt die Autorin den Werdegang des auf der Rennbahn und in der Zucht einmaligen Pferdes und seiner schwarzen Betreuer und Trainer, gleichzeitig auch die harte Realität von Sklaven (und Pferden) im Rennsport, die Sieger in kunstvollen Porträts verewigt, Unzählige gequält und zu Tode geschunden hat. Auch den Malern und Darstellungen schwarzer Menschen in ihren Bildern widmet Brooks einen interessanten Exkurs, den der Kunststudent nach seinem Bilderfund unternimmt. Mit dessen Tod durch rassistische Polizeigewalt findet auch die alltägliche Realität vieler farbiger Menschen in den USA berechtigten Eingang in eine fesselnde, durchaus glaubhafte Geschichte mit interessantem geschichtlichem Hintergrund. - Ein nicht nur für Pferdeliebhaber lesenswerter Roman der Pulitzerpreisträgerin.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Gemälde
Geraldine Brooks ; aus dem Englischen von Judith Schwaab
btb (2023)
569 Seiten
fest geb.