Die Fabrikation des Feindes und andere Gelegenheitsschriften
Umberto Eco ist einer der ganz großen Kenner der Buchbestände alter Bibliotheken und hat in den letzten Jahren immer wieder leidenschaftlich für die Bedeutung des gedruckten Buches in der Epoche elektronischer Medien gestritten. Sein großes, durch
jahrelange Recherchen in wichtigen Bibliotheken in aller Welt angehäuftes Wissen ist auch in den neuen Sammelband eingegangen. Ein durch verschiedene politische Konflikte derzeit sehr aktueller Aufsatz geht über das trotz aller Appelle zur Gewaltlosigkeit scheinbar unüberwindbare Bedürfnis vieler Menschen nach Feindbildern. Weitere Aufsätze sind dem Gegensatzpaar 'Absolut' und 'Relativ' gewidmet, der 'Wollust', vornehmlich der Liebe zum guten Essen, unerwarteten bioethischen Positionen im Werk des großen Kirchenlehrers Thomas von Aquin und der Rolle von Inseln in der europäischen Geistesgeschichte seit dem 17. Jh. Die intellektuelle Neugierde des Autors scheint unerschöpflich zu sein und man kann ihn auch nicht vorschnell in irgendeine der bestehenden politischen und intellektuellen Schubladen stecken. Allerdings setzt er bei seinen Lesern auch ein großes und weites Vorwissen voraus. Geeignet ist das Buch deshalb wohl nur für große Bestände.
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Fabrikation des Feindes und andere Gelegenheitsschriften
Umberto Eco
Hanser (2014)
266 S. : Ill., Kt.
fest geb.