Der Feind meines Vaters
Aus der Perspektive des neunjährigen Nino wird das Dorfleben zwischen 1947 und 1949 erzählt: die Jahre des Franco-Terrors. Im Dorf herrschen "Verrat, Angst, Denunziation". Die Mitglieder der Guardia Civil bekämpfen die Rebellen in den Bergen, es wird gefoltert und gemordet; fast jede Familie beklagt Opfer. Nino leidet darunter, dass sein Vater Polizist ist und er in der Wohnung in der Kaserne die nächtlichen Schreie der Gefolterten hören muss. Für ihn ist die Welt ein "Sumpf, in dem die Mutigen, die Aufrechten und Intelligenten all diese Eigenschaften vergessen mussten, wenn sie nicht jung sterben wollten." Ninos Freund ist ein Außenseiter: ein junger Mann, der der "Portugiese" genannt wird und der ihm die Begeisterung für Bücher, u.a. die Romane von Jules Verne, vermittelt und ihm die Augen öffnet für das, was im Leben zählt. Der Zwiespalt des Kindes, das hin- und hergerissen wird durch die Tätigkeit des Vaters einerseits und durch seine Sympathie für den geschundenen Rebellenführer anderseits wird sehr einfühlsam beschrieben. - Die erfolgreiche spanische Autorin ergreift klar Partei für die Franco-Gegner, nie jedoch ohne Verständnis zu zeigen für Regimetreue und Mitläufer, wie es z.B. Ninos Vater ist. Am Beispiel des persönlichen Schicksals eines Kindes erzählt die Autorin eine bewegende Geschichte aus dem franquistischen Spanien nach dem Bürgerkrieg. - Ein großartiges Buch für Liebhaber opulenter Geschichten. (Übers.: Roberto de Hollanda)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Feind meines Vaters
Almudena Grandes
Hanser (2013)
398 S.
fest geb.