Und jeden Morgen das Meer
Die 62-jährige Sonja steht jeden Tag an der regengepeitschten Küste von Wales und blickt hinunter auf die tosenden Wellen. Seit drei Jahren betreibt sie in dieser gottverlassenen Gegend ein heruntergekommenes Hotel eines Bekannten ohne Perspektive. Nun blickt sie in einem inneren Monolog auf die glücklichen Zeiten, aber vor allem auf die Wechsel- und Unglücksfälle in ihrem Leben zurück. Sie war 30 Jahre Chefin eines renommierten Feinschmeckerlokals am Bodensee, das zwar niemals profitabel war, in seinen Glanzzeiten dank der Kochkünste ihres genialen Mannes aber sogar einen Michelinstern erhalten hatte. Mit dem Verlust dieser Auszeichnung begann der Abstieg des Lokals, der Bruno in die Depression und schließlich in den Selbstmord trieb. Nach dem Tode ihres Mannes presst ihr Arno, der windige Bruder ihres verstorbenen Mannes, unter Verweis auf die Schulden, alle Besitzansprüche ab. Es folgten eine Reihe demütigender, weil erfolgloser Bewerbungen, bevor sie schließlich das Hotel Ocean Bay übernimmt. - Es ist ein relativ handlungsarmer Roman, der dominiert wird von den assoziativ aneinandergereihten Impressionen und den trüben Gedanken der inzwischen schwermütigen Protagonistin, die jede Hoffnung verloren hat.
Und jeden Morgen das Meer
Karl-Heinz Ott
Hanser (2018)
143 S.
fest geb.