Sind wir nicht Menschen

In seinen Erzählungen führt den Leser/-innen T. C. Boyle Aspekte des Alltagslebens vor Augen - nicht nur in den USA, der Heimat des Autors, aber dort angesiedelt - und eröffnet die darin verborgenen Abgründe. In der Geschichte "Die Nacht des Satelliten" Sind wir nicht Menschen etwa wird das Bruchstück eines abgestürzten Satelliten zum Symbol für die Unwägbarkeit von Gefühlen und löst einen Ehekrach aus. In "Sic Transit" entdeckt die Hauptfigur der Geschichte die Tagebücher des Musikers Carey Fortunoff, als er nach dessen Tod in Fortunoffs Haus einbricht. Bruchstücke aus Fortunoffs Leben überlagern eine Weile sein eigenes Leben, ehe sie wieder in den Hintergrund treten. Es sind leise, unauffällige Geschichten, die den täglichen Wahnsinn in einem grellen Schlaglicht aufleuchten lassen. Darin wird die menschliche Existenz zwischen Trägheit und Grausamkeit zwischen Banalität und Rücksichtslosigkeit thematisiert. Boyles Sprache ist voller einprägsamer Bilder, seine Protagonisten sind hervorragend skizzierte Vertreter der US-amerikanischen Gesellschaft. Ein lesenswertes Buch, das viel über die menschliche Natur erzählt.

Walter Brunhuber

Walter Brunhuber

rezensiert für den Borromäusverein.

Sind wir nicht Menschen

Sind wir nicht Menschen

T. Coraghessan Boyle ; aus dem Englischen von Anette Grube und [einem weiteren]
Carl Hanser Verlag (2020)

396 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600592
ISBN 978-3-446-26558-5
9783446265585
ca. 23,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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