Die Königin der Frösche
Goldene Kugel und Froschbeine auf dem Cover samt Titel wecken Assoziationen zum Märchen vom Froschkönig. Ein Prinz kommt in diesem Roman auch vor, aber er heiratet keineswegs die Prinzessin. Man glaubt gerne noch in den ersten Kapiteln, dass der Autor trotz Angabe des Datums das bekannte Sujet variieren will. Breit lässt sich die Prinzessin über die Unarten an dem offenbar weit der Zeit hinterherhinkenden duodezfürstlichen Hof aus. Und über das Eintreffen eines von jeder Kultur unbeleckten jungen Mannes; Kaspar Hauser lässt grüßen. Derweilen wirbt der Prinz, ein Nimrod vor dem Herrn, um die Prinzessin. Ihm wird die (märchenhafte) Aufgabe gestellt, binnen weniger Wochen den Findling zu einem wertvollen Mitglied der puderstaubenden Hofgesellschaft zu machen. Das gelingt sogar, aber der Prinz sucht ob der Eigenarten der jungen Frau doch lieber das Weite. - Der Roman ist bodenloser Spott auf verzopfte Zeiten und vertrottelte Adelige, mit mehr als 200 Jahren Verspätung. Zwischen dem Findling und der Prinzessin entwickeln sich tiefe Gefühle, weil die beiden jenseits der gesellschaftlichen Konventionen des Feudalismus stehen und sich als unabhängige Personen begreifen, die sich nach Freiheit sehnen.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Königin der Frösche
Akiz
hanserblau (2023)
173 Seiten : Illustration
fest geb.