Wackelkontakt

Das Buch beginnt mit einer Alltagssituation, wie sie banaler nicht sein könnte. Escher sitzt in seiner Wohnung und wartet auf den Elektriker. Um die Wartezeit zu überbrücken, liest er ein Mafia-Buch über Elio Russo, der im Gefängnis sitzt und Wackelkontakt auf seine Entlassung wartet. Um die Wartezeit im Gefängnis zu überbrücken, liest dieser ein Buch über Escher, der in seiner Wohnung sitzt und auf den Elektriker wartet. Sowohl die kurze, äußerst mysteriöse Inhaltsangabe, als auch der übliche Schreibstil des Autors lassen auf einen skurrilen, unterhaltsamen Roman hoffen. Diese Erwartung wird nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Zu Beginn mag das Konzept etwas gewöhnungsbedürftig, fast schon langweilig anmuten, doch nach und nach offenbaren sich den Lesenden unerwartete Tiefen. Dadurch, dass der Autor die Geschichte zunächst so banal wirken lässt und Details nur sehr überlegt preisgibt, bleibt die Erzählung äußerst überraschend und lässt Lesende mit dem Gefühl zurück, dass es noch viel mehr über die Charaktere zu erfahren gäbe. Auch der Schreibstil zeigt sprachliche Besonderheiten, die dazu anregen mehr über Worte und ihre Bedeutung nachzudenken, ohne dass dies explizit zum Thema gemacht würde. Insgesamt also ein sehr kurzweiliger und unterhaltsamer Roman, der lange nachhallen kann, wenn man sich darauf einlässt.

Agnes Schmidtner

Agnes Schmidtner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wackelkontakt

Wackelkontakt

Wolf Haas
Hanser (2025)

238 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 754207
ISBN 978-3-446-28272-8
9783446282728
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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