Eigentum

Der österreichische Autor Wolf Haas, bekannt für seine skurrilen Kriminalromane mit der Hauptfigur des "Brenner" (zul. "Müll", BP/mp 22/426), legt diesmal ein ganz anderes Werk vor. Er erzählt vom Leben und Sterben seiner hochbetagten Mutter, Jahrgang Eigentum 1923, geboren im Jahr der großen Inflation, zeitlebens eine einfache Frau, geprägt von harter Arbeit und Armut. Dort, wo der Sohn geboren wurde, begleitet er jetzt seine Mutter beim Sterben; aus der Gebärklinik ist ein Altersheim geworden. Und für die Mutter ist das Zimmer im Altersheim das erste Mal im Leben, dass sie so viel Platz für sich alleine hat. Haas kultiviert den gleichen Tonfall wie in den "Brenner"-Romanen, schnoddrig, manchmal richtig hart und doch auch zart und einfühlsam. Allein der fast philosophisch anmutende Exkurs über den Friedhof als Treffpunkt im Dorf und das Grab als Symbol für die Verwirklichung des Wunsches nach Grundeigentum, sind ein echtes Meisterstück. Das Sterben der Mutter wird für den Sohn auch zur Reflexion über sein eigenes Leben, zur Auseinandersetzung damit, wie ihn seine Mutter geprägt hat. Ein anrührendes Buch voller Lebenskraft, das breit empfohlen werden kann.

Marion Sedelmayer

Marion Sedelmayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Eigentum

Eigentum

Wolf Haas
Hanser (2023)

156 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 615453
ISBN 978-3-446-27833-2
9783446278332
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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