Hildegard von Bingen
Maria Regina Kaiser hat sich mit historischen Romanen bereits einen Namen gemacht. Ihr Buch über Hildegard von Bingen gefällt schon wegen seiner Aufmachung mit dem ansprechenden Cover von der Grafikerin Catrin Welz-Stein und dem stimmigen Vorsatzblatt. Die fünf Hauptkapitel kündigen sich in zartem Lindgrün an. In den Text sind viele Schwarzweißabbildungen eingefügt, auch einige zartgrüne Abbildungen von Heilpflanzen. Ebenso eingestreut in den Text ohne ausdrücklichen Zusammenhang mit dem jeweiligen Inhalt finden sich Sentenzen in Großbuchstaben gedruckt. 27 Seiten umfasst der Anhang mit "Grundlagen der Romanbiografie". Hilfreich sind auch eine Zeittafel, ein Orts- und Personenindex sowie Literaturhinweise. Dank gebührt der Autorin für das Glossar, das die Welt des Mittelalters und des Klosters verstehen hilft. Das Leben der Heiligen wird szenisch und damit lebendig dargestellt. Gezeichnet wird Hildegard als Visionärin, geleitet vom "Lebendigen Licht", und vor allem als Klosterfrau, die sehr selbstbewusst und auch machtbewusst als Äbtissin agiert. Männer erscheinen dabei übrigens meist in keinem günstigen Licht. Leider nur wenig in Szene gesetzt ist die Kirchenlehrerin, die Predigerin, die Wissenschaftlerin und die Heilkundige, die Dichterin und Komponistin. Diese Romanbiografie stellt eben v.a. die kirchenpolitischen Auseinandersetzungen Hildegards mit den Mächtigen der damaligen Zeit in den Mittelpunkt.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Hildegard von Bingen
Maria Regina Kaiser
Herder (2018)
255 S. : Ill.
fest geb.