Schattenschlaf
Der Urlaub in der alten serbischen Heimat beginnt für die in Finnland tätige Polizistin Anna Fekete unerfreulich: Ihre Handtasche mitsamt Reisepass wird gestohlen. Den Dieb findet man kurze Zeit später ertrunken am Ufer des Flusses Tisza. Die Polizei
möchte den Vorgang als Unfall schnell zu den Akten legen, aber Anna hegt den Verdacht, dass der Dieb umgebracht wurde und findet Hinweise darauf, dass der Fall irgendetwas mit dem nie aufgeklärten Mord an ihrem eigenen Vater in den achtziger Jahren zu tun hat. - Der dritte Teil der Anna Fekete-Reihe (zuletzt: Die Schutzlosen, BP/mp 16/430) spielt in der aufgeheizten Atmosphäre des Sommers 2015 an der serbisch-ungarischen Grenze, als die Flüchtlingswelle über die Balkanroute rollte. Da Anna selbst einmal Flüchtlingskind war und ihr privates Umfeld ihren Lebenswandel als Singlefrau in Finnland ständig in Frage stellt, verstärkt sich ihre schon länger schwelende Identitätskrise. Thematisiert wird auch die schwierige Lebenssituation der serbischen Roma. Kati Hiekkapelto hat selbst unter der ungarischen Minderheit in Serbien gelebt, was sich bei ihrer lebhaften Schilderung dieses Landstriches bemerkbar macht. Eine gelungene Mischung aus spannenden Ermittlungen und aktueller Gesellschaftskritik mit einem sympathischen Porträt einer jungen Frau, die ihre Wurzeln sucht. Breit empfohlen. (Übers.: Gabriele Schrey-Vasara)
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.

Schattenschlaf
Kati Hiekkapelto
Heyne (2017)
367 S.
kt.