Traumfrau mit Ersatzteilen

Die Partnerberaterin Cora erhält kurz nach ihrem 60. Geburtstag die Diagnose einer bösartigen Geschwulst in der Brust, just zu dem Zeitpunkt, als ihr Mann Ivan ein Künstlerstipendium in Rom erhält. Ist ihre Beziehung sowieso schon kompliziert, Traumfrau mit Ersatzteilen weil er seiner Arbeit absoluten Vorrang in seinem Leben gibt, fühlt sie sich nun gänzlich allein gelassen. Gestützt wird sie durch eine Mitpatientin, die selbst bald danach ihrer Krebserkrankung erliegt. Halt im familiären Chaos bieten ihr zum Teil ihre alten Freundinnen und zum anderen das lesbische Paar, von dessen Tochter Ivan der biologische Vater ist, was das Mädchen mit Freude erfährt. Ein wilder Punkt in Coras Leben ist die Verbindung ihres Sohnes mit einer jungen Ärztin aus sehr bürgerlichem Haus; zu deren Eltern weder Cora noch ihr Mann einen Draht finden. - Die Autorin geht mit einem optimistischen Grundton die Behandlung der lebensbedrohenden Erkrankung an, auch wenn sie einen der schlimmstmöglichen Verläufe darstellt. Die Angst vor einem Rückfall projiziert sie auf das Schicksal der Mitpatientin. Die Partnerwahl der Kinder ist für viele Eltern ein Problem; Fried löst die erkennbare Fehlentscheidung hier psychologisch geschickt, indem sie den jungen Mann auf radikale Weise zu seiner früheren Lebensgefährtin zurückkehren lässt. Der ganze Roman wird getragen vom Vertrauen auf Menschen, die die Protagonisten schon lange begleiten. Auch wenn die Konstellationen ungewöhnlich sind, betont Fried immer wieder den Wert enger familiärer und freundschaftlicher Kontakte.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Traumfrau mit Ersatzteilen

Traumfrau mit Ersatzteilen

Amelie Fried
Heyne (2022)

415 Seiten
kt.

MedienNr.: 751179
ISBN 978-3-453-27297-2
9783453272972
ca. 17,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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